Die Zeit nagt an den Schichten ihrer Haut, und irgendwann wird sich die letzte Schicht vom Fleisch gelöst haben, irgendwann wird jeder Moment ihres Daseins unter Staub begraben liegen, irgendwann wird sich jede Erinnerung in einzelne Moleküle auflösen, irgendwann wird ihr Bild in anderen Köpfen und Herzen verblassen und ausbluten. Irgendwann wird dieses Irgendwann zum gegenwärtigen Moment, zum Moment der letzten Schicht. Und dann ist es zu spät.
Sie will bis zur Besinnungslosigkeit tanzen und sich dann fallen lassen. Sie will nackt in kaltem Wasser schweben, in fremden Feldern liegen, sich berühren, sich berühren lassen. Sie will verzeihen, will loslassen. Sie will die Diktatur der Zeit vom Sockel stürzen. Sie will in den Wald hineinlaufen, will sich darin verlieren. Sie will lieben, sie will schreien, sie will spüren. Sie will. Und sie weiß, was im Weg steht. Was immer im Weg stand. Und noch vor der letzten Schicht tritt sie zur Seite, nur einen Schritt, er reicht. Dann läuft sie los.

Hat dies auf Hartmut Gülink rebloggt.
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Danke schön!
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Der Mensch hat gar nicht soooo viele Hautschichten, lieber Disputnik, da ist dann ziemlich rasch „Sense“ …
doch ich habe Seelen kennengelernt in meinem Leben, die scheinen sehr sehr viele Schichten, so a la Zwiebel, zu haben, woran sich sogenannte Seelenpeiniger ein Leben lang manchmal laben …
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Eben sind es nicht so viele, manchmal weniger, als man denkt… Lieben Dank für deine Worte, Finbar…
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Sie lebt mit allen Sinnen, kämpft, bis nichts mehr geht und auch dann noch hat sie eine Reserve, die sie aktiviert…
Nach der letzten Schicht gibt es noch eine und noch eine
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…doch irgendwann wäre es wirklich die letzte, da ist’s gut, wenn man vorher noch ein wenig gelebt hat… Vielen Dank für deine Worte, liebe Bruni…
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