Die aufgeschürfte Stelle am Kinn. Die ungelesenen Bücher im Regal. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Den Körper ihrer Katze, den sie damals als Kind auf der Straße fand. Die leeren Stellen in ihrer Biografie. Das Knarren der Dielen, bevor er kam. Den Hunger. Die Sehnsucht nach Wärme. Den toten Vater. Ihr Spiegelbild im ausgeschalteten Fernseher. Den Geschmack von Blut. Die verblassten Freundschaften. Das stetige Klicken eines elektronischen Gerätes in einem weiß gestrichenen Zimmer. Die verstummten Stimmen. Die Ohnmacht und die Wut nach dem Schweigen. Die Sohle, die sich von den Schuhen löste. Die Einsamkeit im Getöse. Sie tanzt alles weg. Sie tanzt zu einer Musik, die niemand hören kann, nur sie. Sie tanzt, bis die Nähte reißen, bis die Haut sich wölbt, bis die Füße bluten. Sie tanzt alles weg und sich selbst aus der Welt. Sie tanzt auf die Straße und hinein in das Nichts, hinein in den Raum ohne Wände. Sie tanzt alles weg, bis nur sie noch übrig bleibt, keuchend, schwitzend. Und das Rauschen in ihrem Ohr ist kein Applaus; es ist der Klang der Differenz, das Resultat der Subtraktion.

manche joggen
manche tanzen
the thing with the distress
is always a weary holy mess
ist der Tinnitus mal da
dann ist er das für immer
und wird schlimmer und schlimmer
es sei denn
du joggst du tanzt
du schreibst
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Fürs Joggen bin ich häufig zu faul, und mein Tanzen erschreckt Kinder und Katzen, doch ja, beim Schreiben geht der Tinnitus weg, und jeder Satz, der irgendwo reingeschrieben wird, wird gleichzeitig aus mir rausgeschrieben. Vielen Dank für deine guten Worte, lieber Finbar.
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