Gebrochenen Zehen scheint nichts Positives innezuwohnen. Sie sehen nicht sonderlich hübsch aus, das Anziehen von Schuhwerk wird zum höchst zweifelhaften Vergnügen, und dann sind da die Schmerzen. Die potenziellen Konsequenzen sind so einleuchtend wie abschreckend, und dennoch geht er das Risiko ein. Mit voller Wucht prallt seine Fußspitze gegen die Betonwand. Nichts bricht. Weh tut es trotzdem. Das soll es vielleicht auch.
Während das ganze Bein pocht und seltsam vibriert, fragt er sich, weshalb er es getan hat. Er kennt die Antwort. Es geht nicht um die Antwort. Könnte er auf Knopfdruck kotzen, hätte er gekotzt. Und wäre der Wein schlecht, hätte er das Glas zerschmettert. Doch der Wein ist gut. Darum die Betonwand. Und seine Zehen.
Es geht um Ventilwirkung. Um das Herauslassen von Angestautem. Um kanalisierte Wut, die über seine Fußspitze aus dem Körper fließt und an der Betonwand verpufft. Er fragt sich, ob dies der richtige Weg ist. Ob es nicht vielleicht ratsamer wäre, nicht in die unnachgiebige Betonwand, sondern in den nahen Bretterzaun zu treten und das wahrscheinlich berstende Holz als logische Folge und als Aussage zu begreifen. Ober ob ein zersplittertes Weinglas nicht doch eine stärkere Symbolkraft hätte als ein schmerzendes Bein ohne Nachwehen. Aber er braucht keine Sinnbilder, keine Manifestation. Er braucht nicht mehr Destruktion, jene im Innern genügt. Er braucht nur ein Ventil. Darum die Betonwand. Und seine Zehen. Vielleicht brechen sie ja beim nächsten Mal. Wegen der Symbolik.

symbolisch gebrochene Zehen tun auch weh. Wie groß muß Wut sein, daß sie sich gegen die eigene Person richtet. Entsetzlich groß, zu groß, um sie im Inneren noch verbergen zu können. Eine gigantische Wut, die nicht weiß, wohin mit sich und sie zerstört, was ihr gerade in den Weg kommt…
Sooooo groß war meine eigene Wut noch nie und ich bin ziemlich froh darüber, denn der Schmerz, durch den sie entsteht, ist so groß, daß er im Inneren schon zerstört hat,
bevor er äußerlich sichtbar wird und vor einem solchen Scherz habe ich große Angst , denn ich weiß, wss er anrichten kann…
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Vielen Dank, liebe Bruni, auch für deine Offenheit… Ja, die Wut, sie ist ein seltsames Ding. Wenn man sie rauslässt, kann sie zerstörerisch sein. Wenn man sie drin behält, kann sie aber ebenfalls zerstörerisch sein. Eben, ist ein seltsames Ding.
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