Schwarzes Metall, ein matter Glanz, das Licht des Tages in Blau und Grau gekleidet. Er kniet auf dem verkrusteten Boden, sein Blick folgt dem Lauf der Waffe, die auf ihn gerichtet ist. Während er sich wundert, wie perfekt und gerade die Linien des Gewehres gezeichnet sind, sickert eine einzelne Träne aus dem Winkel seines Auges, einsam und zaghaft. Er weiß, weshalb er weint, kann es sich aber dennoch nicht wirklich erklären. Er fragt sich, ob er seine Traurigkeit bestimmt oder ob es seine Traurigkeit ist, die ihn definiert. Und er überlegt sich, ob seine Angst vor dem Sterben größer ist als seine Angst vor dem Leben. Es ist kalt. Das war es schon immer, und er schaudert wie am ersten Tag. Er hört sich selbst fragen, warum er hier ist, in der Einöde einer fremden Welt, und wie er an diesem Ort hatte landen können. Er kennt die Antwort, und seine Schultern zucken leicht. Die Waffe vor seinen Augen zittert. Der Mann, dessen Finger sich um den Abzug krümmt, zittert ebenfalls. Es ist kalt. Das war es schon immer, und er schaudert wie am ersten Tag. Er blickt in das Gesicht hinter dem Gewehrkolben, auf der Suche nach Erklärungen oder einem Grund, doch er weiß, dass er nichts finden wird. Schon viel zu oft hat er gesucht, schon viel zu lange. Jemand muss schuld sein, davon ist er überzeugt, und er blickt dem Mann mit der Waffe in die Augen. Er glaubt ihn zu kennen, weiß um den Hass und die verzweifelte Wut. Und trotzdem wird er wohl nie wirklich wissen, wer er ist.

schon alleine das bild
lässt einen erschaudern…
hier der zentrale satzkomplex für mich:
„Und er überlegt sich, ob seine Angst vor dem Sterben größer ist als seine Angst vor dem Leben. Es ist kalt.“
fällt der schuss, dann sind beide Ängste weg,
fällt der schuss nicht, dann verbleiben sie beide…
kalt ist es sowohl im leben (dort aber nicht immer)
als auch unter der erde nach dem Tod (dort aber wohl immer, 2m tief)
stark beeindruckend!
lg vom lu
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Vielen Dank, lieber Finbar…
Jaha, die Ängste vor dem Leben und dem Tode, es ist ihnen mitunter schwer beizukommen. Ein anderer Gedanke wäre der Mut – auch den braucht man zum (aktiven) Leben und zum (aktiven) Sterben. Bei Ersterem muss der Mut meistens grösser sein, doch grösser ist dann auch der Lohn, wenn es gelingt, das Leben.
Wünsche dir einen guten Tag…
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