Die Welt ist kompliziert, jede Welt ist kompliziert, jeder Tag und jeder Mensch, jede Emotion und jeder Blick, so scheinbar offensichtlich und doch so ungemein komplex, und manchmal verrechnen wir uns, verstricken und verrennen uns, straucheln und fallen in unserer Sehnsucht nach einem Verstehen, nach Kenntnis und Erkenntnis, scheitern in den Versuchen, das Unbegreifliche begreiflich und greifbar zu machen, und dann lassen all die komplizierten Komplexe einen Kloss im Hals entstehen, dick und zäh und raumgreifend, das Atmen wird zum Kraftakt und der Leib zum schweren Stückgut, doch dann ein Streicheln, die ersten schüchternen Linien, von Fingerkuppen auf warme Haut gezeichnet, und während Körper sich einander nähern, sich berühren und begreifen, entwirren sich die Knoten allmählich, die Klumpen lösen sich auf im beschleunigten Pumpen des Blutes, der Atem verdichtet sich zum hörbaren Rhythmus, in dem wir uns wiederfinden, fast wie von selbst, und die Hände, sie gleiten über den Bauch und die Brüste, zwischen die Beine und unter die Schenkel, ein Erkunden der Flächen und Konturen, eine unstillbare Neugier, frei von Kalkül oder Denkmustern, und irgendwann fügen sich die Körper ineinander, zueinander, und alles, was zuvor so schwer in der Zeit lag, verliert an Masse und Gewicht, und alles, was komplex und kompliziert war, entwickelt und entflechtet sich, alles strebt zum Ort, der keine Fragen kennt, und wir, wir fallen noch immer, fallen in unserer Sehnsucht, doch nun, in der ersehnten Innigkeit der Befreiung, wird das Unbegreifliche greifbar, wir verstehen alles in diesem Moment, in dem es nichts zu verstehen gibt, und wahrscheinlich ist die Welt noch immer kompliziert, jede Welt ist kompliziert, jeder Tag und jeder Mensch, doch wir sind gerade nicht da, wir verneinen den Raum und die Zeit, wir sind einfach, sind einfach und leicht.

dein neuster erotiktext hat eine sehr schöne ellipsenform, ja eine hyperbolische kosmosform, eine Verdichtung der welt, des weltalls bis hinein zum erotischen Urknall, verdichtet, gedichtet, und wieder hinaus ins weite all, toll!
LikeLike
Mein Text ist längst nicht so toll wie dein Kommentar dazu, lieber Finbar. Vielen Dank!
LikeLike
das Bild musster ich genauer anschauen, weil irgendetwas surreal erscheint…
das Bein hinter dem (existierenden?) Kopf der Frau? – Vielleicht kann ich
auch nicht genau gucken 😉
LikeLike
Der Kopf der Frau, ich bin mir ziemlich sicher, dass er existiert und auch dort zu finden ist, wo Köpfe in der Regel befestigt sind, obschon das Bild da durchaus ein wenig täuscht. Ein bisschen komplex sollte das Bild eben auch sein…
LikeLike
sehr intensiv, gefühl- und dennoch kraftvoll, gefällt mir und tolles Bild
LikeLike
Herzlichstes Dankeschön!
LikeLike