Zuweilen ist der Klang einer Berührung das lauteste Geräusch der Welt. Die Finger, warm und sanft, sie streicheln nur leicht ihre Haut, das Seidenpapier, das sie umhüllt, und dennoch dringen sie tief in sie ein. Nicht wie Nadeln und Messer, nicht wie üblich. Diese Finger, ihre Finger, sie sind lebendige Kreaturen, aus denen eine körperlose Substanz zu fliessen scheint, und sie spürt, wie sie sich füllt, fühlt sich erfüllt.
Sie flüstert. Ich brauche dich mehr, als ich Sauerstoff brauche.
Sie sind am Rand der Zeit, sie beide. Sie sind dort, wo die Welt ausfranst, wo sich die gewohnten Gefüge auflösen, wie Tinte im Wasser, wie ein Stück Zucker im Tee. Sie wissen, wie sie dort gelandet sind, sie kennen die Gabelungen des Weges, die alles veränderten. Ihre Geschichten gleichen sich, oder sie glichen sich an, und hier verlaufen sie ineinander, die Geschichten und die Tränen, die umschlingenden Arme.
Sie flüstert. Noch nie war ich so sehr ich selbst wie hier bei dir.
Das Gefängnis im Innern, sie kennen es beide, jede auf ihre eigene Weise, in ihren eigenen Mauern. Manches war verschieden. Der Geruch etwa, die Bilder, die sich in die Wände brannten, die Farben. Anderes war ähnlich. Die fehlende Luft zum Atmen, die Dunkelheit der Nächte, das Pulsieren der Angst. Das Herunterschlucken. Und nun, am Rand der Zeit, brechen sie aus, gemeinsam, flüchtige Fluchten, aber immerhin.
Sie flüstert. Bleib bei mir. Bleib in mir. Bleib mir. Bleib.

Schönes Bild
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Danke!
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sehr schöne Architektur
wundervolle Wortwahl
stilvolle Dreigliederung
großartige Codas
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Vielen Dank, lieber Finbar; freut mich, dass dir die Bauweise gefällt…
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Du schreibst, als könntest Du in meine Seele sehen…
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Keine Angst, so gut sind meine Augen nicht… Trotzdem und überhaupt danke für deine Worte…
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