Im Mund der Geschmack von Metall. Irgendwann fing es an, irgendwann hört es auf. Es gibt für alles eine Zeit, und wenn keine Zeit mehr da ist, bleibt nichts übrig. Sie ist am Ende, am Ende der Zeit, am Ende der Fahnenstange, und vielleicht rührt daher der Geschmack von Metall. Vielleicht ist es auch einfach der kalte Radiator, auf den sie ihr Gesicht gebettet hat.
Ihr Körper ist nackt. So fing es an, so hört es auf, irgendwann. Nackt war sie immer, selbst in den dicksten Mänteln und den fusseligen Wollpullovern, die sie unvermittelt zu stricken begann. Sie friert nicht, dennoch ist ihr kalt. Das Eis steckt in den Knochen, tief in ihr drin. Die Haut, die sich über diese Knochen spannt, sie hält die Kälte nicht ab, sondern in ihr drin.
Sie hat Gänsehaut. Sie denkt daran, dass sie noch nie die Haut einer Gans gesehen haben dürfte, und daran, wie man sie früher als dumme Gans bezeichnet hat. Sie hat alles angenommen, immer. Sie hat geglaubt, was man ihr sagte, und ja, vielleicht war das dumm. Vielleicht hätte sie lieber eine harte Schale und ein dickes Fell anziehen sollen, keine Gänsehaut.
Schön sei sie, sagte man ihr. Man sagte es oft, und man sagte es schnell, manchmal sogar als erstes, bevor man ihren Namen kannte. Sie widersprach jedes Mal, weil sie es besser wusste, dennoch nahm sie es an, wie sie alles angenommen hat, immer. Und irgendwann war schön einfach ein Etikett, das auf ihrem Körper klebte und haften blieb, wie sehr sie sich auch wusch.
Im Mund der Geschmack von Metall. Der Kaugummi und die Zahnpasta und die Eukalyptuspastillen können nichts daran ändern, konnten es nie und jetzt noch weniger. Sie denkt, dass sie kaum mehr denkt, dass sie sich nur noch an alte Gedanken klammert und sich keine neuen mehr macht. Ihr Kopf dröhnt, doch langsam wird er ruhiger. Alles wird still, irgendwann.
