Er ist skeptisch. Das ist er ständig, und zumeist erfährt seine Skepsis eine unheilvolle Bestätigung. Dann steht er für Sekundenbruchteile starr und stumm in der gefrorenen Zeit, bevor er dem Moment entflieht und ins Unterholz hastet, um seine Wunden zu lecken. Wunden gibt es immer. Man gewöhnt sich an sie, und dennoch tut man es nie. Manchmal reißen alte Wunden auf, manchmal entstehen neue, manchmal beides zugleich. Weh tut es jedes Mal. Das ist so, muss so sein. Erst wenn es nicht mehr weh tut, wird es gefährlich.
Die Sache mit dem Vertrauen ist seine Sache nicht, das Vertrauen ist ein Kartenhaus. Die Menschen machen Wind, wenn sie sich bewegen, da muss das Kartenhaus schon sehr stabil gebaut sein, damit es nicht einstürzt. Doch Kartenhäuser stabil zu bauen setzt eine ruhige Hand, eine ruhige Pfote voraus. Und er zittert oft, nicht selten am ganzen Leib.
Irgendwann verknoten sich Gedanken und Gefühle zu einem wüsten Wust, er steht zwischen den Bäumen im nassen Laub und weiß, dass er nicht weiter kommt, wenn er nicht weiter geht, dass er nicht gewinnen kann, ohne sich der Angst vor dem Verlieren zu stellen. Er kann nicht immer ins Unterholz. Es ist zu kalt dort. Und dann steht sie da, schön wie ein neuer Tag.
Er nähert sich ihr, zaghaft und scheu, aber auch mit einer erblühenden, vielleicht gar ein wenig trotzigen Zuversicht und einem Silberstreifen im Hinterkopf. Er schielt zu den Bäumen und blickt dann in ihre Augen. Vertrauen. Ja, er muss vertrauen. Muss ihr und ihrer Liebe vertrauen, aber auch seinem Instinkt. Ein Instinkt, der stetig flüstert und manchmal unvermittelt schreit, jetzt aber mit fester Stimme spricht. Er hört zu, mit gespitzten Ohren. Dann fällt ihr Name, und er fällt ihr zu Füssen.
Das Kartenhaus steht. Seine Pfote zittert nur noch selten, und wenn sie es tut, geht er einfach einen Schritt zurück und legt den Kopf ein wenig schräg. Zum Unterholz schielt er nicht mehr. Es ist zu kalt dort.

nun blickt er nicht mehr zurück in die Kälte, nicht mehr ins Unterholz, denn dort befindet sie sich und vor ihm, da steht die Hoffnung und Hoffnung ist Liebe und er geht auf sie zu, wenn auch manchmal wieder auf Abstand, weil er so leicht fröstelt, auch in der Wärme, dann wägt er wieder ab, doch die Zuversicht streichelt ihn und alles wird gut
Wunderschöne Feinheiten hast Du untergebracht, mit großem Einfühlungsvermögen geschrieben, toll
LikeLike
Vielen lieben Dank, liebe Bruni. Fürs Kommentieren und fürs Aufspüren von Feinheiten…
LikeLike