Sie fühle sich wie ein nacktes Mädchen im Wald, sagte sie. Ungeschützt und bebend, starr vor Kälte. Sie friere immer, erzählte sie, sogar in der Hitze des Sommers. Sie wolle einfach ein wenig Wärme. Eine Wolldecke vielleicht, oder einen Mantel, irgendetwas, um sich einzuhüllen. Wenn alles so kalt sei, meinte sie, dann könne man doch gar kein Mensch sein.
Er hörte ihr zu. Mehr konnte er nicht tun, sie ließ es nicht zu, und er wusste, dass es nicht reichte. Als er seine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte sie zusammen, und er zog sie zurück. Sie biss auf ihre Unterlippe, damit sie nicht mehr zitterte.
Später durfte er sie sogar umarmen, er tat es zaghaft und unbeholfen. Sie war nicht kalt, und er sagte es ihr, versicherte ihr, sie sei warm und seine Welt wärmer wegen ihr. Sie lächelte, doch ihre Augen machten deutlich, dass sie ihm nicht glaubte.
Als man sie fand, lag sie nicht nackt im Wald, sondern in einem sauberen Bett zwischen weißen Laken. Das Zimmer war warm, dennoch war sie erfroren. Der Mantel hing am Haken. Es war ein schöner Mantel, ein guter. Aber nicht gut genug.

und diese entsprach der Realität?
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so ziemlich, ja. leider.
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Dieser Text geht einem ja richtig an die Nieren, also mir ist jetzt richtig kalt.
Grüße!
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Tschuldigung für die Kälte! Und vielen Dank für deinen Kommentar…
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Erfroren am Leben, an sich selbst, an der Kälte ringsum.
Vertrauen zu sich selbst verloren und im schneeweißen Bett,
mitten im Wohlstand an der Kälte des Daseins erfroren
keiner konnte mehr zu ihr vordringen – es war zu spät,
die Kälte ließ keine Wärme mehr zu.
Leider nicht nur eine Geschichte aus der Fantasie,
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Vielen Dank für deine Gedanken, liebe Bruni… Ja, bei manchen erfundenen Geschichten wünscht man sich wohl, sie wären wahr oder würden es werden. Und bei manchen wahren Geschichten wünscht man sich, sie würden der Fantasie und nicht der Realität entstammen.
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