Er saß 118 Tage lang im Gefängnis. Ein Verbrechen begangen hat er nicht, kein Gesetz gebrochen, weder gegen ethische noch gegen moralische Grundsätze verstoßen. Er wollte lediglich Bericht erstatten, denn das ist sein Beruf, Berichterstatter, Journalist. Sie sperrten ihn ein, weil sie glaubten, er sei ein Spion. Verhörten und folterten ihn, täglich. Während seine Frau zu Hause um ihn bangte, mit Angst in den Knochen und einem Kind im Bauch. Irgendwann kam er frei, auf internationalen Druck, mit mehreren Portionen Glück und mit der Auflage, fortan als Spion für seine Peiniger zu arbeiten, was er jedoch nicht zu tun gedachte.
Nichts an dieser Geschichte ist außergewöhnlich. Leider.
Nachdem er ein Buch darüber geschrieben hatte, was ihm widerfahren war, trat er im Fernsehen auf. In Nachrichtensendungen, aber auch in einem Satireprogramm, in der «Daily Show» mit Jon Stewart. Ein früherer Kurzauftritt von Maziar Bahari in der Sendung war bei seiner Gefangennahme als Beweis für seine Tätigkeit als Spion dargelegt worden. Er erzählte, was er erleiden musste, und natürlich war nichts daran lustig. Dennoch lachte das Publikum immer wieder, aus gutem Grund. Zwei kluge Männer mit Sinn für Humor und Menschlichkeit unterhielten sich, nicht zuletzt über die Absenz dieser Menschlichkeit. Eine außergewöhnliche Unterhaltung über schreckliche Dinge, aber auch über den Humor und den Irrsinn in der Tyrannei. Eine Unterhaltung, die keinen schalen Nachgeschmack hinterließ, sondern ein seltsam gutes Gefühl.
Er saß 118 Tage lang im Gefängnis. Aber sie haben ihn nicht erwischt.

Die beiden Auftritte in der «Daily Show»:
30. November 2009
6. Juni 2011
Das Buch von Maziar Bahari:
Then they came for me
wieso war er die berühmte Ausnahme?
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Das berühmte Glück im Unglück, Zufälle, keine Ahnung…
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sie haben ihn nicht erwischt bedeutet, sie konnten ihn nicht brechen.
Wie unendlich gut klingt es, wie Hoffnung, die wir dringend benötigen.
Es gibt diese Menschen mit so großer innerer Stärke, daß eine einzige Verneigung vor ihnen viel zu wenig wäre, aber das gemeinsame Lachenkönnen, von dem Du berichtest, das wiederum ist die Hoffnung auf wirkliches MenschSein
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Liebe Bruni, genau, sie konnten ihn nicht brechen. Die Hoffnung, von der du schreibst, ja, sie mag da sein, und die innere Stärke, sie ist (über)lebenswichtig in solchen Situationen. Jedoch muss man in diesem Fall auch anmerken, dass Bahari neben seiner Stärke auch das Glück hatte, auf prominente und breite Unterstützung zählen zu können. Hillary Clinton setzte sich für ihn ein, ebenso die Medien, es floss viel Geld. Dinge, über die wohl nur ein Bruchteil von allen sogenannten politischen Gefangenen verfügt. Trotzdem, die Geschichte berührt, ebenso das Lachen, das sich darin dennoch finden lässt.
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