Sie zeigt sich zweifach, zeigt sich gegen außen und zeigt sich gegen innen, und manchmal wird sie wütend, wenn sie vor dem Spiegel steht und alles verschwimmt und verschwindet, wenn die Ebenen sich überlagern und die Konturen sich separieren, zwei Gesichter und jedes ein Trugbild, es gibt keine Klarheit, keine Gewissheit, und dann verliert sie den Boden unter den Sohlen, denn nichts steht fest, nichts ist endgültig vor dem Tod, alles taumelt zwischen den Polen, und sie glaubt, sich in- und auswendig zu kennen, aber sie tut es nicht, sie kann es nicht, wer kann das schon, sie hadert mit dem Leerraum zwischen den Gesichtern und versucht ihn zu füllen, mit inszenierten Facetten und Fassaden, aus Stein geschliffen und mit scharfen Kanten, und an diesen Kanten schneidet sie sich, tief ins eigene Fleisch, doch sie blutet nicht, kein Tropfen fließt über die Haut, lediglich Risse entstehen, Risse im Stein und Risse in den Gesichtern, kleine Spalten im Zwiespalt, und sie weiß nicht, was daraus entweicht, aber etwas entweicht, etwas tritt aus und entflieht, nur die Leere nimmt zu.

Chapeau!
Was für nachdenklich stimmenden, schöne und gekonnte Worte und wie passend zu diesem ebenso nachdenklich stimmenden, gekonnten und schönen Bild.
Lieben Gruß,
Joachim
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Vielen Dank, lieber Joachim… Ja, nachdenklich war wohl auch die Stimmung, die überhaupt zum Text geführt hat.
Liebe Grüsse und schönes Wochenende dir…
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