Es ist schwierig, von Liebe zu schreiben, ohne sich in Peinlichkeiten und Limitierungen zu verlieren. Kaum ein anderes Wort muss sich so viel gefallen lassen, kaum eines kommt so inflationär zum zweifelhaften Einsatz wie eben jene Liebe. Ein örtlicher Kleinbetrieb ist auf Teppiche spezialisiert und wirbt mit dem Versprechen: Sie werden Ihren Boden lieben. Ich widerspreche. Heftig. Nein, ich werde meinen Boden nicht lieben. Ich werde ihn nicht zärtlich streicheln, und sei er noch so samtig weich. Ich werde ihn nicht sanft liebkosen, werde keine Bekenntnisse in sein Ohr flüstern, selbst wenn er eines hätte. Mit ziemlicher Sicherheit werde ich keine innige Bindung zu ihm entwickeln, und der Gedanke an ein Leben ohne ihn würde in keiner Weise schmerzen. Ich liebe keine Böden, ganz grundsätzlich. Auch keine Schnellverpflegung, keine Autos, keine elektronischen Geräte. Ich liebe meine Frau, meine Kinder. Ich liebe meine Eltern, wenngleich anders. Ich liebe meine Freunde, nochmals anders. Ich liebe gewisse Ideen, ich kann Gedanken auf hypothetische Weise lieben, etwa die Vorstellung, dereinst Großvater zu werden. Ich bin der Liebe durchaus zugetan, doch meinen Boden, nein, den werde ich nie lieben. Boden ist lieblos. Und Liebe ist bodenlos.

Ich habe meinen Boden selbst verlegt und so ein kleines bisschen liebe ich ihn, wenn auch anders 😉
Nicht ganz zum Thema Liebe aber zu Gefühlen fällt mir ein Auspruch von Werner Schneyder ein:
„Wir machen immer einen Fehler: Wir investieren Gefühle, statt sie zu verschenken.“
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Vielen Dank für deinen Kommentar, Joachim… Dass du für deinen selbstverlegten Boden liebevolle Gefühle hegst, verstehe ich gut. Irgendwie steckt dann ja auch ein wenig von dir selbst drin…
Und ja, ob nun Liebe, Zuneigung, Vertrauen – Gefühle sollten keine Investition sein, sollten frei sein von Gewinnerwartungen oder Erfolgszielen. Der Fehler jedoch, der passiert wohl oft ziemlich schnell…
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Natürlich lieben wir nicht den Boden,über den wir schreiten. Wir finden ihn schön, ansprechend, geschmackvoll, aber lieben tun wir anders.
Wir lieben bodenlos, das kann durchaus passieren zwischen Menschen, wenn sie sich sehr mögen, lieb haben, gerne haben, ohne einander nicht mehr sein wollen, dann lieben sie sehr.
So empfinde ich dieses kurze Wörtchen LIEBE und nicht anders. Außer der Liebe zwischen den Geschlechtern gibt es natürlich auch die Liebe von Mutter und Vater zu ihren Kindern. Das kindliche Vertrauen der Kinder zu den Eltern wird meist auch als Liebe bezeichnet.
Vorsichtig sollten wir mit diesem Wort umgehen, sehr vorsichtig. Es kann schon zerbrechen, wenn wir es nur falsch benutzen…
In der Werbung soll es auf jeden Fall großes Gefühl vermitteln und wenn es gekonnt rübergebracht wird, klopft sich die Werbung auf die Schulter und klatscht in die Hände. Sie hat es geschafft.
Das Wort von der Liebe hat Gewinn gebracht…
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Vielen Dank für deine Gedanken… Ja, vorsichtig mit dem Wort umgehen, mit der Liebe. Allerdings weiss ich nicht, wie zerbrechlich sie ist. Sie hält einiges aus, vor allem, wenn sie echt und wahrhaftig ist.
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Die Liebe selbst hält einiges aus, da hast Du vollkomen recht, doch ist nicht alles Liebe, was als Liebe bezeichnet wird – so hatte ich es gemeint *lächel*
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die letzten beiden kurzsätze sind natürlich ein toller schlussakkord!
die werbung ist in sich selbst so sehr verliebt, dass sie alles liebt und auch will, dass wir menschen alles lieben: vom mülleimer über den boden bis zur lampe an der decke.
nirgendwo werden liebe (und auch sex natürlich, ich erinnere an den dämlichen megaspruch der kapitalistischen oberbonzen sex sells) so verarscht wie in der werbung.
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Danke!
Ja, die Werbung (die mir mein Brot gibt, aber dennoch) liebt die Liebe und tut ihr damit Unrecht. Sie und ihre körperliche Entsprechung werden instrumentalisiert, und weder die Liebe noch Sex haben das verdient. Und der Spruch sex sells, ja, eigentlich dämlich, doch leider auch nicht ganz von Wahrheit verschont. Ein völlig unsexuelles Produkt über die Werbung sexuell aufzuladen, ist zwar eigentlich lächerlich, aber eben auch nicht selten durchaus wirkungsvoll.
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Ich bin reich. Sprachlos. Nicht Wortlos, denn ohne sie könnte ich in diesem Moment nicht danke sagen. Danke. Grenzenlos. Unendlich.
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Danke auch. Grenzenlose Unendlichkeit? Hui. Ich hoff, das Hier und Jetzt ist da auch drin.
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Die Dankbarkeit ist grenzenlos. Und unendlich. Und von Hier und Jetzt geht es grenzenlos in die Unendlichkeit und wieder zurück.
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