Jeder Mauerstein erzählt von der Zeit und den Dingen, die sie mit sich trug. Jeder Dachziegel ist Zeuge der Jahreszeiten, der kalten Winde und der heißen Sommertage. Die Wände, sie zeigen ihre Wunden, die Holzbalken ächzen hin und wieder unter dem Gewicht, und der Boden, er knarrt an gewissen Stellen ob des Drucks. Das Haus, es ist alt, es mag die Jahre nicht verbergen, und der ewige Staub in einigen Winkeln bleibt unberührter Ausdruck der Vergänglichkeit. Trotzdem oder gerade deshalb, es ist warm in den Räumen, nicht nur, wenn die Sonnenstrahlen einzudringen vermögen. Warm ist keine Temperatur, sondern ein Gefühl, und neue Häuser mögen besser isoliert sein, die Ecken sauberer, doch das Leben, es wohnt im alten Haus, und das Haus, es lebt. Manches verliert mit der Zeit, verliert sich darin, doch das Haus, es gewinnt. An Wärme, an Substanz, an Wert.

Ein kleiner Nachtrag.
Es gibt sie doch, die Wärme von Amtswegen:
„Schon einmal war Geigers Bleibe auf der Abrissliste, damals waren aber zu viele Spatzennester auf dem Dach seines Hauses.“
Spatz müsste man sein……..
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Lieber den Spatz auf dem Dach als gar nichts in der Hand. Oder so.
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In Bremen gibt es die sogenannten „Kaisen Häuser“.
„Als Kaisenhaus bezeichnet man in den Parzellengebieten Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Wohnhäuser. Der damalige Bürgermeister Wilhelm Kaisen erlaubte aufgrund der Wohnungsnot, in den Kleingärtengebieten Häuser zum dauernden Wohnen zu bauen.“ (Wikipedia)
In manchen wohnen noch heute Menschen und fühlen sich dort warm und geborgen.
Doch das darf nicht sein!
Das Gesetz verbietet es sie heute als festen Wohnsitz zu nutzen.
Und so wurde vor ein paar Tagen eines dieser Häuser, das einem Bewohner als warmes Heim diente, EISKALT abgerissen.
Und so knarrt es nur noch im Gebälk der Bürokratie.
Das Gefühl…. es wurde erdrückt von Aktenbergen.
Die einzige Wärme war die des Baggers. Er brannte in der folgenden Nacht….
http://www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/themen/kaisenhaus100.html
http://www.bild.de/regional/bremen/bagger/feueranschlag-auf-abriss-bagger-28067780.bild.html
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Danke für die Anekdote mit den Kaisenhäuser und überhaupt für deinen Kommentar, lieber Joachim. Ja, die behördliche Bürokratie hat in den seltensten Fällen Gefühl in den Fingerspitzen. Wenn etwas nicht sein soll, nicht sein darf, dann wird dafür gesorgt, dass es nicht ist, nicht sein kann. Manchmal ist das gut und richtig. Und manchmal ist es weder gut noch richtig, aber eben gesetzeskonform, was offenbar höchstes Ziel ist.
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