Er steht jeweils da, am Fenster seiner kleinen Hütte im Nirgendwo, blinzelt in das Dickicht aus Bäumen und Sträuchern, er ist nackt und spielt seine Trompete. Mancher Ton ist schief, doch jeder hat seine Berechtigung, eine diffuse Relevanz, und die Melodien, sie sind nicht immer schön oder harmonisch, aber sie haben ihren Wert, sie verleihen seinen Gedanken und Gefühlen ein Kleid. Die Klänge, die der Trompete entweichen, sie erzählen von Angst und Hoffnung, von Wärme und ihrem Fehlen, vom Schmerz und was er auslöst. Oftmals steigt ein zaghafter Dunst vor ihm auf, meistens blau. Er macht die Dinge nicht immer gut, manchmal nicht einmal besser, doch bisweilen verlieren sie ihren Schrecken, und fast immer lässt der Dunst den Trompetenspieler leichter werden.
Auch jetzt steht er da, am Fenster seiner kleinen Hütte, noch nackter als sonst, er friert und zittert. Benommen führt er das Mundstück an seine Lippen, schöpft Atem und versucht zu blasen. Doch keine Melodie erfüllt die kühle Luft im Nirgendwo, kein Klang durchdringt die Stille, und der einzige Dunst, der aufsteigt, ist der Rauch seiner Zigarette, ein Dunst, der nichts weiter mit sich trägt als die Zeit. Er hört ein Knacken, und unter seinen Füssen biegen sich die staubigen Holzplanken immer mehr, geben nach. Er stellt die Trompete neben sich auf den Boden, wischt die Tropfen aus den Augenwinkeln, er lauscht und er wartet.

Platinös geschrieben. Ich kann die Kälte des Metalls richtiggehend spüren…auch den Rauch sehen, der die Zeit im Verziehen sichtbar macht. Ich spüre ihn sogar warten.
Hervorragend geschrieben.
Herzlich gegrüßt aus Vienna
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Danke. Sehr. Platinös? Hui. Eben, danke. Auch dafür, dass du zu sehen und zu spüren vermagst. Herzliche Grüsse zurück.
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