Ich rauche meine Freunde bis zum Filter, zumindest beinahe. Dennoch erkennt er einen Wert in jenem Stummel, den ich mangels Alternativen auf den Asphalt fallen lasse. Er hebt ihn auf, nimmt einen Zug, atmet den Rauch schnell ein und umso langsamer wieder aus, zieht ein weiteres Mal an der Zigarette und wirft sie schließlich zur Seite. Während er trunken schwankend weitergeht, denke ich ihn näher, näher zu mir, doch er bleibt fern, bleibt fremd, ein Mann in zerschlissenen Jeans und schmutzigem T-Shirt, vielleicht vierzig, vielleicht sechzig. Ich überlege, ob ich ihn mag, ihn mögen könnte oder würde, doch die Frage ist seltsam verfehlt. Es geht nicht um Sympathie. Er existiert eher zwischen den Polen Mitleid und Ekel, nicht auf einer persönlichen oder philanthropischen Ebene. Was interessant scheint, ist nicht er als Mensch, sondern er als Akteur in der Gesellschaft oder an deren Rand. Sein Zustand betrübt mich, doch mein Kummer gilt nicht ihm, er gilt dem Bild, das er von der Welt zeichnet, der Rolle, die er in ihr spielt. Und der Distanz zwischen ihm und mir.
Dass ich einen Zigarettenstummel zu Boden werfe, ist unerfreulich. Dass er ihn aufhebt, ist jedoch ungleich trauriger. Und beschämender, irgendwie, obschon ich nicht weiß, für wen und weshalb.
