Sie erzählen vom pulsierenden Leben in den Strassen von New York
und von den endlosen Sandstränden auf den Malediven.
Sie erzählen von friedvoller Ruhe in den Wäldern Norwegens
und von gestillter Abenteuerlust in Australien.
Sie erzählen von der Welt
und sie lügen.
Die Postkarten, sie hängen in unseren Küchen und Fluren,
kleine Fenster, ein Ausblick in die Ferne, Sehnsucht aus Papier.
Sie erzählen nicht von Obdachlosen oder davon,
dass die Malediven bald im Meer versinken.
Sie erzählen nicht von toten Jugendlichen oder davon,
wie Ureinwohner ihrer Existenz beraubt werden.
Sie erzählen von der Welt
und haben nichts zu sagen.
Sie behaupten nur, dass es anderswo besser sei
als in der eigenen Küche, im eigenen Leben,
in den eigenen vier Wänden, die stumm verblassen,
wenn Postkarten an ihnen hängen.
Und manchmal wollen wir weg, weit weg,
hinaus in die Welt der Bilder in unseren Küchen.
Doch auf den Postkarten sind wir nie zu sehen.
Sie erzählen von der Welt,
von einer Welt, in der wir nicht leben.

Schön. Und schön, wenn es noch Menschen gibt, die Postkarten versenden.
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Die soll es noch geben, ja. Hoffentlich.
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