Ein Mann geht in ein Haus. Es ist nicht sein Haus, es nicht einmal ein richtiges Haus, es ist nur ein Konstrukt, ein metaphorisches Haus, ein Haus ohne Möbel und Türen, ohne Fenster und Teppiche, ohne Küche und Heizung, und dennoch ist es ein Haus, und in dieses Haus geht der Mann. Er fragt nicht, ob jemand zu Hause ist, denn er weiss, dass niemand je dieses Haus betreten hat oder wird, nur er, jetzt. Er sieht sich um, er tritt in Räume und wieder aus ihnen hinaus, er bleibt stehen, atmet ein, atmet aus. Alles ist bekannt hier. Alles ist fremd hier. Er fragt sich, ob er am richtigen Ort ist, ob er in dieses Haus gehört, in diesem Moment. Er weiss es nicht, weiss nicht, weshalb er das Haus betreten hat, kann sich nicht mehr erinnern, wie er es gefunden und weshalb er sich ihm genähert hat. Doch nun ist er im Haus, und vielleicht erübrigen sich Gründe, wenn die Zeit vorangeschritten ist. Doch die Zeit, sie scheint sich überhaupt nicht zu bewegen in diesem Haus, sie ist nicht einmal zugegen, ist abwesend. Ohne Zeit ist man gar nicht existent, denkt der Mann, und doch ist er da, in diesem Haus, er spürt es, auch wenn er dieses Spüren nicht beschreiben kann. Er ist allein, ihm fehlen Bezugspunkte, doch er sucht nicht nach Halt. Er fühlt sich zugleich sicher und unsicher, verloren und angekommen. Nichts ist real in diesem Haus, nichts scheint greifbar, und dennoch ist da diese Wahrhaftigkeit, dieses Echte. Der Mann legt sich auf den Boden und starrt an eine farblose Decke, schliesst die Augen und hört ein Rauschen, das Singen von Wasser. Zuerst ganz leise, schwillt es langsam an, wird lauter und einnehmender. Es ist im Klang nicht gänzlich gleichmässig, aber repetitiv, beinahe hymnisch, wenngleich ohne Melodie. Der Mann öffnet die Augen, sucht nach der Quelle des Geräusches, doch sein Blick verliert sich im Haus, bleibt nirgends hängen, weil nichts da ist, das seinen Blick zu fesseln vermag. Er beisst sich kurz auf seine Unterlippe, klopft mit seinen Fingern einige Male auf den Boden, verschiebt sein rechtes Bein ein wenig. Dann liegt er wieder bewegungslos da, lauscht dem Geräusch und lächelt kaum merklich, während das Rauschen zum Tosen wird. Das Wasser ist fast da. Der Mann wartet.
