Ismo mag seinen Vornamen nicht, weil er so speziell ist, doch er mag, dass sein Vorname speziell ist, und wenn schon der Vorname für Verwirrung sorgt, verwundert es nicht, dass Ismo auch sonst häufig ein wenig durcheinander ist.
Ismo tanzt wie Michael Jackson, zumindest versucht er es, aber nur, wenn ihn niemand sieht. Ismo liebt Kinder, obwohl er selbst keine hat, doch er liebt Kinder nicht so, wie Michael Jackson Kinder liebte, vielleicht, mutmaßlich, Ismo will sich kein Urteil anmaßen, jedenfalls liebt Ismo Kinder ganz normal und ohne böse Absichten, sondern einfach, weil er ihre Unschuld und ihre Unvoreingenommenheit bewundert und sie wohl darum beneidet.
Ismo erinnert sich an seine Cousine und fragt sich, wie es ihr geht. Zuletzt hörte er, dass ihr Ehemann eine Affäre hatte und sie sich daraufhin von ihm trennte, und als Ismo davon erfuhr, freute er sich; nicht etwa, weil er seine Cousine nicht leiden kann, sondern weil er sie mag, sogar sehr, vor allem, seit er sie einst nackt gesehen hat, damals vor zwanzig oder dreißig Jahren, aber was ist schon Zeit. Jedenfalls sah seine Cousine sehr schön aus.
Ismo hat einmal eine Postkarte von seiner Cousine bekommen, aus New York. Ismo wollte schon immer mal nach New York, doch Ismo war noch nie in New York, und dass es ihn immer weniger betrübt, dass er noch nie in New York war, betrübt ihn immer mehr.
Ismo denkt an den neuen besten Freund seines ehemals besten Freundes und stellt sich vor, wie er ihm in den Rücken schießen würde. Natürlich könnte er es nicht tun, er könnte niemanden töten oder auch nur verletzen, nicht in der Realität, aber in Gedanken geht das, in Gedanken geschieht es ziemlich oft, er wollte auch schon den Ehemann seiner Cousine töten, lange vor dessen Affäre, und auch seinen Vorgesetzten wollte er schon töten, nachdem dieser Ismos Arbeit kritisiert hatte, und in Gedanken rammte Ismo ihm ein Messer in die Brust, doch in der Realität ballte er lediglich seine Faust, ging zur Toilette und weinte.
Ismo sah einst einen toten Marienkäfer auf einer Kommode, wollte ihn zunächst wegwischen und entsorgen, doch er ließ das Insekt liegen, schaute es immer wieder an, gewöhnte sich an den Anblick, fand ihn beinahe tröstlich, und als der tote Marienkäfer eines Tages nicht mehr zu sehen war, verspürte Ismo ein leichtes Ziehen in der Brust und fragte sich, was wohl mit den Marienkäferkörper passiert sein mochte.
Ismo entdeckt einen Mückenstich auf seinem Unterarm. Mit seinem Daumennagel drückt er ein Kreuz auf die geschwollene Stelle. Seine Mutter hatte ihm diesen Trick einst gezeigt und gesagt, dass der Mückenstich dann weniger jucken würde. Ismo ist nicht sicher, ob das Kreuz tatsächlich den Juckreiz stillt, doch er macht es einfach, bei jedem Mückenstich, und er weiß nicht, ob er Angst vor dem Jucken hat oder davor, dass seine Mutter gelogen haben könnte.
Ismo überlegt, ob er seine Cousine anrufen soll. Er würde gerne wissen, ob sie glücklich ist, doch er weiß nicht, was er ihr sagen sollte. Bei der Vorstellung, sie einfach zu fragen, ob es ihr gut gehe, kommt er sich dumm vor. Ismo redet sich ein, dass er sie sowieso nicht anrufen könnte, weil er ihre Telefonnummer nicht hat, und einen Moment lang glaubt er seine eigene Lüge.
Ismo sieht eine tote Fliege auf der Kommode liegen. Sie sieht anders aus als der tote Marienkäfer damals. Ismo will die Fliege zunächst liegenlassen, doch dann wischt er sie zu Boden, holt den Staubsauger und saugt sie ein. Der Staubsauger riecht ein wenig seltsam, und Ismo öffnet ein Fenster. Draußen regnet es. Gott weint, sagte seine Mutter früher manchmal, wenn es regnete. Ismo glaubt nicht an Gott, doch er stellt sich vor, dass seine Mutter im Himmel ist und weint. Natürlich ist es nicht so, seine Mutter ist zwar tot, aber nicht im Himmel, niemand ist im Himmel. Trotzdem fragt sich Ismo, warum seine Mutter wohl traurig ist, und hofft, dass es nicht wegen ihm ist.
