Der alte Mann hört im Radio, dass Placido Domingo Frauen belästigt haben soll, und er kennt Placido Domingo eigentlich nicht, er kennt Placido Domingo nur von seiner Frau, denn sie mochte Placido Domingo, mochte seine Stimme, hörte ihn häufig singen, und der alte Mann konnte mit diesen Klängen nie viel anfangen, doch sie vertrieben zumindest die Stille, und eben, seine Frau mochte Placido Domingo, also konnte er nicht schlecht sein, und er erinnert sich an die Worte auf der Hülle einer Schallplatte, die seine Frau häufig auflegte, Die schönste Stimme stand da, und Die schönsten Lieder der Welt, und der alte Mann wusste nicht, ob das stimmte, wusste nicht, wer zu entscheiden vermochte, welche Stimme die schönste Stimme war und welche Lieder die schönsten Lieder der Welt waren, doch seine Frau hatte diesbezüglich wohl ein feineres Gespür, sie hatte überhaupt ein feineres Gespür, auch in anderen Dingen, in allen Dingen, doch dieses Gespür, es ist längst erloschen, seine Frau, sie ist tot, hat ihn allein gelassen, allein mit Placido Domingo und den Frauen, die er belästigt haben soll, und der alte Mann weiss mit Placido Domingo nichts anzufangen, noch weniger als zuvor, und jetzt steht er da, mit Placido Domingo und den belästigten Frauen und mit den schönsten Liedern der Welt, die er nicht mehr hören mag.

Nach dem Tod ihres Mannes, lieber Disputnik, mochte meine Mutter keine einzige Musik-CD aus der Sammlung meines Vaters mehr hören. Bis dato, 15 Jahre nach seinem Tod.
Herzliche Grüße vom Finbar
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Es ist erstaunlich, wie sehr sich Musik bisweilen mit Menschen oder Momenten verbindet, beinahe ein Teil davon wird…
Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für eine Worte, und herzliche Grüsse zurück!
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Männliche VIP in Musik Film und Fernsehen meinen sich herausnehmen zu können, das andere Geschlecht sexuell anmachen zu können, wann immer sie Lust dazu verspüren.
Eklig sowas!
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Ja, eklig, und leider nicht wirklich auf vereinzelte VIPs beschränkt…
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Ankläger, Richter und Henker in einer Person, die nichts weiß, nicht dabei war und sich nur empören kann – eklig sowas!
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Also sollte sich nur empören dürfen, wer dabei war?
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Alle, die nicht dabei waren, sollten wenigstens zurückhaltend sein, bis es einen Schuldspruch gab oder ein Schuldeingeständnis.
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Zurückhaltend darin, das Thema überhaupt anzusprechen, oder zurückhaltend mit expliziten Schuldzuweisungen und Verurteilungen?
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Weibliche VIPs und die, die es werden wollen, in Musik Film und Fernsehen meinen sich herausnehmen zu können, das andere Geschlecht sexuell anmachen zu können, wann immer sie sich einen Vorteil davon erhoffen.
Eklig sowas!
Vielleicht ist jetzt klar, was ich meine.
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Ich weiss nicht, ob «Jemanden anmachen, um einen Vorteil daraus zu ziehen» und «Jemanden sexuell belästigen und zu ungewollten Handlungen nötigen» tatsächlich auf der gleichen Ekligkeitsstufe stehen, ganz unabhängig von der Schuldfrage. Ausserdem kann ich nicht ganz nachvollziehen, dass du kritisierst, wenn jemand das Verhalten von männlichen VIPs kritisiert, danach aber selbst das Verhalten von weiblichen VIPs kritisierst. Aber ja, deine Meinung ist durchaus klar, und ich respektiere sie, ohne sie zu teilen.
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Hochschlafen, falls es dir besser gefällt, sie schlafen sich hoch, sie lassen sich vögeln, weil sie davon einen Vorteil haben. So was könnte man auch Prostitution nennen. Das finde ich nicht minder verwerfllich, als jemanden zu belästigen. Zumal ziemlich unfair den Frauen als Mitbewerberinnen gegenüber, komischerweise wird in den Diskussionen darüber nie ein Wort verloren. Vergewaltigung ist Scheiße, das bezweifle ich ja gar nicht. Hexenjagd Unbeteiligter finde ich persönlich aus zwei Gründen nicht gut: Erstens wegen der Unschuldsvermutung und zweitens weil man je nach Quelle, auf die man sich beruft, ganz schön daneben liegen kann. Oder wärst du jetzt gerne C. Metzelder?
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Nein, Hexenjagd ist nichts Gutes, aber nicht jeder Vorwurf ist gleich eine Hexenjagd. Aber eben, Meinungen muss man nicht teilen. Du musst zum Beispiel auch nicht mit mir übereinstimmen, wenn ich Whataboutism anstrengend finde…
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Whataboutismus ist mittlerweile auch schon zu oft angewandt worden, um den scheinbar unterlegenen und im Unrecht argumentierenden intellektuell mundtot zu machen, als dass mich der Vorwurf träfe. https://natuerlichnackt.com/2019/08/27/whataboutism/
Ich sagte und ich sage, lasst diese Anschuldigungen sein, wenn ihr nicht selbst betroffen seid. Hört auf, euch das Maul über Beschuldigte zu zerreißen, da ihr unmöglich wissen oder feststellen könnt, wenn im Recht und wer schuldig ist.
Ich bin mir sicher, dass in jeder dieser Affären um Männer, die solche Machtpositionen ausnutzen, viele Ankläger nur auf einer Welle mitschwimmen und den Fakt, dass sie vor zwanzig Jahren jemandem den Schwanz gelutscht haben, um eine Rolle zu bekommen, heute auf einmal als sexuellen Missbrauch sehen. Ich weiß nicht, was sie sich davon versprechen. Beim einen ist es Geld, bei der alternden Diva vielleicht die Aufmerksamkeit. Aber Anschuldigungen zu erheben, die viel zu weit zurückliegen, um sie jemals beweisen zu können, ist immer noch ein probates Mittel, jemanden mundtot zu machen. Frag doch einfach Kevin Spacey.
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Ich bin fasziniert. Irgendwie.
Nun. Ich wollte niemanden mit irgendwas treffen, auch dich nicht mit einem Vorwurf zum Whataboutism. Auch sehe ich weder im Text noch in den Kommentaren irgendeine Anschuldigung oder zerrissene Mäuler gegen konkrete Beschuldigte. Aber ja, wenn ich Kevin Spacey treffe, werde ich ihn fragen. Bis dahin werde ich wohl weiterhin ab und zu über sexuellen Missbrauch, Misogynie und dergleichen reden und schreiben – mit der Überzeugung, dass dies (zumindest aus meiner Sicht) weitaus wichtigere und weiterverbreiterte Themen sind als üble Nachrede oder falsche Anschuldigungen gegen Männer. Und dies nicht zuletzt aus der Tatsache heraus, dass ich viel zu viele Frauen kenne, die vergewaltigt oder sexuell missbraucht wurden, aber keinen einzigen Mann, der fälschlicherweise beschuldigt wurde. Natürlich gibt es auch Letztere. Aber eben. Trotz allem danke ich dir sehr für die anregende und spannende Diskussion.
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Lu hat sich ja nicht auf Placido bezogen sondern auf die nachgewiesene und verurteilte Praxis vieler, die Gelegenheiten nutzten mit viel jüngeren ambitionierten Frauen in die Kiste zu steigen. Da mag es schon zum Teil einvernehmlich zugegangen sein, aber ganz oft auch nicht. Placido hängt noch in der Luft, sicher auch wegen seiner engelgleichen Erscheinung, sehr gut von Disputnik beschrieben. Ich denke es ist aber nur noch eine Frage der Zeit… und eklig ist da noch vorsichtig beschrieben.
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Siehe dazu mein Kommentar weiter vorne. 😉
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Ein Lied ist nur so lange nur ein Lied, bis man es mit einem Moment oder Menschen verbindet, den man liebt oder hasst.
Danach kann es niemals mehr „nur ein Lied sein“…
Im übrigen gilt für mich die Unschuldsvermutung! Lasst uns über Señor Domingo weiter reden, wenn ein ordentliches Gericht zweifelsfrei seine wie auch immer zu nennende Schuld festgestellt hat.
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Ein wunderbarer Gedanke, dass ein Lied aufhört, nur ein Lied zu sein, wenn man es mit einem Menschen verbindet…
Und ja, die Unschuldsvermutung gilt natürlich. Dennoch finde ich es wichtig, über derartige Dinge zu reden und sie nicht unter tausend Mäntel des Schweigens zu begraben. (Obwohl es im Text, trotz des Titels, erst in zweiter Linie um dieses Thema ging…)
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