Anna hatte immer davon geträumt, Mutter zu werden, und nun sitzt sie ihren beiden Kindern gegenüber, alle drei weinen, und Anna fragt sich, wie sie sich fühlte, als sie noch keine Kinder hatte.
Ben sitzt seit sechs Stunden in einem Flugzeug und ringt mit der Möglichkeit, dass er gerade einen großen Fehler macht.
Claudia wollte, dass das erste Mal etwas Besonderes ist, und wundert sich, warum es ihr danach so egal wurde, dass die meisten weiteren Male alles andere als etwas Besonderes waren.
David hört das Knacken in seinem Bein und denkt an den Tag, an dem er die Schule abbrach, um Fußballprofi zu werden.
Eva blickt in den Spiegel und fragt sich, warum ihr so viele Leute sagen, sie sei zu dünn, wo sie doch genau sehen kann, dass sie zumindest an gewissen Stellen noch zu dick ist.
Fred umarmt seinen Sohn und ist dankbar dafür, dass ihn seine Mutter damals bei der Polizei angezeigt hat.
Graziella lässt die Bodendüse des Staubsaugers immer wieder über den Teppich gleiten und überlegt sich, wann sie aufgehört hat, an Gott zu glauben.
Heinz steckt sich erneut eine Zigarette falsch herum in den Mund, bemerkt es aber nicht und zündet sie an und weiß nicht genau, ob er mit dem Trinken oder mit dem Rauchen aufhören soll.
Inge hält am Straßenrand an und blickt in den Rückspiegel, um zu sehen, ob das Reh vielleicht nicht doch hat weiterlaufen können.
Jonas bewegt den Mauszeiger auf Senden, verharrt eine Minute, drückt dann auf die Taste und fragt sich, wie lange es dauert, bis die Nachricht bei ihr ankommt.
Karin dreht ihr Gesicht zur Seite und stellt sich vor, dass jemand anders auf ihr liegt.
Louis lächelt seine Freundin an und holt den Ring aus der Tasche.
Mona legt die Hand auf ihren Bauch und spürt zum ersten Mal eine Bewegung.
Norbert tastet nach dem Geldbeutel in seiner Jackentasche und blickt dann hinauf zum Fenster mit dem roten Licht.
Olga sieht in einer Fensterscheibe das gespiegelte Gesicht ihrer Mutter hinter ihr, doch als sie sich erschrocken umdreht, ist sie nicht da und noch immer tot.
Paul bläst den Staub vom alten Fotoalbum.
Quirina steht am hohen Zaun und überlegt sich, ob sie wirklich hinüberklettern soll.
Robert weint und sieht sich im Kino um, ob es jemandem aufgefallen ist.
Sarah hält das Diplom in ihren Händen und vermisst ihren Vater noch mehr als sonst.
Thomas steht auf dem Balkon und starrt in den Abendhimmel und denkt an eine Frau, die nicht seine Frau ist.
Ulrike taucht hinab und spürt, wie der Druck immer größer wird.
Viktor steht am Grab und erzählt vom Geburtstagsfest der Zwillinge.
Wanda schreibt den gleichen Brief ein weiteres Mal und zerreißt ihn erneut.
Xaver wischt die Scherben zusammen und wundert sich, ob er überhaupt noch in der Lage ist, ein Glas in der Hand zu halten, ohne es fallenzulassen.
Ylenia sitzt auf der Toilette, starrt auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand und weiß nicht, was sie fühlen soll.
Zeno klappt das Buch zu und lächelt müde, aber zufrieden.
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Eine Fortsetzung ist hier: Sechsundzwanzig Geschichten, Teil 2.
Tolle Herausforderung bravourös gemeistert!
Liebe Grüße vom Finbar
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Herzlichen Dank dir, lieber Finbar! Und beste Grüsse zurück…
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Chapeau.
Großes Kopfkino.
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Danke schön! Dann Film ab!
Und herzliche Grüsse…
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Schreibst du zu jeden Satz eine Geschichte? Wäre spannend. Schön alphabetisch geordnet. 😉 LG, Nati
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Jeder der Sätze ist schon eine Geschichte. Und im Vergleich zur Sechs-Worte-Geschichte sind die hier sogar ziemlich lang 😉
Lieben Dank dir fürs Lesen…
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