Eine Skizze.

Alles ist bewegt, alles ist so rührig und eifrig, jeder Mensch, den sie sieht, scheint sich zu engagieren, sich einer Aufgabe zu widmen, die ihn definiert, jeder ist definiert, nur sie fühlt sich seltsam vage und obskur, als ob sie lediglich in groben Strichen skizziert worden wäre, sie ist ungenau, ein schemenhafter Entwurf, dem jede Struktur fehlt, ein ungeordnetes Fragment in einer geordneten Welt, und darum möchte sie weg, weg von ihrem Ich und hin zu einem Etwas, das sie wohl nicht ist, das aber immerhin etwas darstellt, sie will flüchten, in eine neue Haut, in neue Tatbestände, nur für kurze Zeit, aber lange genug, um zu spüren, was möglich wäre und wie man sich einfindet in der Klarheit, sie wünscht sich nur einige Momente in einem geborgten Profil, und da ist ein Tor, das Tor zu einem neuen Sein, es steht offen, eine Einladung zur Flucht, und sie strebt hin, mit aller Kraft und in wildem Taumel, doch sie erreicht es niemals ganz, berührt nur die rostigen Stangen, ohne sich an ihnen halten zu können, etwas hält sie zurück und davon ab, etwas oder jemand, und sie versucht, sich loszureißen, sie zerrt und zetert, bis sie einsieht, dass es aussichtslos ist, ausweglos, und sie fällt ins Gras, ein harter Aufprall auf dem unversöhnlichen Boden, sie umfasst ihre Fesseln, und ihre Hände bedecken die Wundmale, die sich gebildet hatten, als sie sich lösen und erlösen wollte, und während vor ihren Augen die Linien verschwimmen, hört sie das leise Ächzen des eisernen Tores im Wind, und alles ist bewegt, alles ist so rührig, nur sie liegt unbewegt da, bleibt ungerührt, ein schemenhafter Entwurf.