Eine Deckenlampe flackert, und als das Surren des Staubsaugers verstummt, ist das beharrliche Klicken der Leuchtstoffröhre das einzige Geräusch, das bleibt. Die Frau steht in der Mitte des Großraumbüros und wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Sie ist als Raumpflegerin angestellt, doch das ist sie nicht, sie fühlt sich als Putzfrau, denn sie pflegt keine Räume und weiß auch gar nicht, wie dies gehen soll. Sie putzt. Schon seit Jahren. Sie schaltet einen Teil der Beleuchtung aus, das Flackern erstirbt und hinterlässt Stille, absolut und dröhnend. Die Putzfrau zählt sechzehn Arbeitsplätze. Sie gleichen sich sehr, nur vereinzelte Gegenstände lassen unterschiedliche Charaktere beim Personal vermuten. Müde setzt sich die Putzfrau auf einen Drehsessel und lehnt sich zurück. Vor ihr auf dem Tisch stehen zwei Fotos in Kunststoffrahmen, sie zeigen zwei Kinder, und die Putzfrau denkt an ihren Enkel, den sie noch nie gesehen hat, nur auf einem Bild in einem kleinen goldenen Rahmen im Bücherregal ihres kleinen Wohnzimmers. Sie senkt den Blick und lässt ihn allmählich wandern. Vor den Fenstern des Büros liegt eine mondlose Nacht über der Stadt, die ihr in ihrer Kälte und Größe nicht weniger fremd ist als die anonyme Gleichförmigkeit der Räumlichkeiten, die sie putzen muss. Sie weiß nicht, wer hier tagsüber arbeitet, was die Menschen tun und wie sie ihre Leben und die Räume füllen, doch es interessiert sie auch nicht. Sie ist Putzfrau, muss nur saubermachen, und in drei Tagen wird sie wiederkommen. Nichts wird sich bis dahin verändert haben, höchstens die Deckenlampe wieder funktionieren. Irgendwann werden wohl die Kinderfotos vom Tisch verschwunden sein. Irgendwann verschwindet alles.
