An der Kantonsstraße zwischen Speicher und Teufen im Appenzellerland stehen bei der Bushaltestelle mit der hübschen Bezeichnung «Abzw. Obertobel» zwei kleine Garagenhäuschen einträchtig nebeneinander, eines braun mit weißem Tor, eines weiß mit braunem Tor, und am braunen Garagenhäuschen hängt über dem weißen Tor ein kleines Emailschild. Das Schild ist ebenfalls weiß, und in blauer Schrift steht darauf das Wort «da» geschrieben. Es gibt solche Emailschilder in vielen Farbkombinationen, zum Beispiel mit einem gelben «da» auf rotem Grund, mit einem blauen «da» auf gelbem Grund oder mit einem roten «da» auf schwarzem Grund. Sie alle stammen vom Konzept- und Mail-Art-Künstler H. R. Fricker, der die letzten Jahrzehnte seines Lebens in Trogen wohnte und wirkte, bevor er vor rund zwei Jahren starb.
Wer die Ehre hatte, ihn zu kennen, kennt wohl auch das Gefühl, dass er fehlt, denn wenn liebe Menschen gehen, dann fehlen sie und hören mit dem Fehlen auch nicht auf. Gleichzeitig sind sie, obschon sie gehen mussten, noch immer da und bleiben auch da. Sind da in den Geschichten, die man sich erzählt. Sind da in den Fotos, die man sich anschaut. Sind da in den Erinnerungen, die man nicht vergisst. Sind da in den Werken, die sie geschaffen und hinterlassen haben. Sind da in den Momenten, die sich eingebrannt haben im Kopf und im Herzen. Sind da in den Worten, die sie einst geschrieben haben. Sind da am Tisch, auch wenn ihr Stuhl leer bleibt.
Dieses Da-Sein im Dasein, es ist ein Trost. Es braucht dazu nicht einmal ein Schild an einem Garagenhäuschen, auf dem das Wort «da» geschrieben steht. Auch wenn es schön ist, dass es da ist, das «da».

Gerne lieber Disputnik.
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Das ist wirklich ein tröstender Text. Danke
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Ich danke dir, fürs Lesen und für deine Worte.
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