So vieles im Leben und auf der Welt ist ziemlich überflüssig, absolut verzichtbar und vollkommen unnötig. Zum Beispiel manche Adjektive. Schnecken im Salatbeet. Die Tatsache, dass Nutellabrote beim Herunterfallen immer mit der Nutellaseite auftreffen. Die Art und Weise, wie man das Klischee, dass Nutellabrote beim Herunterfallen immer mit der Nutellaseite auftreffen, zur Tatsache erklärt. Mücken im Schlafzimmer. Mücken an jedem anderen Ort. Die Routine, die sich wie Rost in langjährige Beziehungen schleicht. Das Steißbein. Bodenfrost im Mai. Menschen, die sich über das Verhalten anderer Menschen aufregen. Menschen, die sich über Menschen aufregen, die sich über das Verhalten anderer Menschen aufregen. Haarausfall. Die Unaufmerksamkeit, die dazu führt, dass man sich den kleinen Zeh an einem Tischbein stößt. Schlechtes Wetter. Klagen über schlechtes Wetter. Erhobene Zeigefinger. Hormonelle Schwankungen. Glatteis. Leere Batterien in der Fernbedienung des TV-Geräts. Züge, die Verspätung haben. Leute, die nervös auf die Uhr schauen, sobald der Zug eine halbe Minute Verspätung hat. Offene Schnürsenkel. Das Älterwerden im Allgemeinen. Das Hadern mit dem Älterwerden. Schrille Schlagzeilen in Boulevardzeitungen. Der Verlust von Menschen, die man liebt. Der Verlust von Menschen, die man nicht liebt. Die Zeitumstellung. Anrufe von Personen, die sich verwählt haben. Zu viel Kleingeld im Portemonnaie. Texte über Überflüssiges.
Die Aufzählung ist nicht einmal ansatzweise abschließend und ließe sich nahezu unbegrenzt erweitern. Doch bei aller Überflüssigkeit dieser Dinge, Gegebenheiten und Umstände fragt man sich bisweilen, ob es wirklich besser wäre, wenn es sie nicht gäbe. Ob man tatsächlich auf alles Überflüssige verzichten wollte. Oder ob das Unnötige nicht doch ein bisschen fehlen würde, wenn es nicht da wäre.

Alles andere als überflüssig – schön von dir zu lesen.
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Vielen lieben Dank dir!
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Ist es nicht an sich schon überflüssig, dass überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts? 😉
Danke für Deine wunderschön „überflüssige“ Betrachtung!
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Vielen Dank für deine alles andere als überflüssigen Worte! Herzliche Grüsse…
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Also mit Adjektiven kann man manchmal ganz gut spielen, ohne dass es zum Kitsch werden muss. Aber ja zuviel ist manchmal ohne besser.
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Ja, Adjektive sind ein schönes Spiel- und Stilmittel. Aber mehr ist wohl nicht immer besser… Vielen Dank dir fürs Lesen!
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Lieber Disputnik. Du beschreibst die Leinwand Leben in ihren dunkelschillerigsten Facetten. Ohne Schatten gäbe es keine Aussergewöhnlichkeit, keine Romantik, keine Kunst und schon gar keine Lebenskunst. Dein Text schreit förmlich nach Ruhe, Innehalten, nach einer Atempause von allem versammelten Unbill dieser Welt. Er bedarf eines Kopftätschlers: Willst du ein Eis mit deiner Lieblingssorte Vollmilch-Haselnuss und selbst gemachte, Ingwer -Minze-Limo mit Eisstückchen? Dieser Text sehnsüchtelt nach einem Lieblingsbaum, nach einem Ort der Stille. Silizium ! Pflegte unser Physiklehrer in die Klasse zu bölken, in der das Chaos mit Gelärme sich selbst feierte. Er meinte natürlich Silencium. Doch hätte das etwas geändert? Ich glaube nicht. 🙂
Sommergrüne Grüße
Amélie
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Ein Kopftätschler ist immer gut. Und wohl auch das Besinnen darauf, dass nicht nur das Nötige einen Sinn hat… Vielen lieben Dank dir für deine Worte! Und das Silizium des Physiklehrers hallt gerade noch nach…
Herzliche Grüsse zurück!
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