Sie waren doch Hüter und Helden. Waren so gross und so gescheit. Waren Beschützer und Betreuer. Waren so lebendig und so lustig. Waren Lehrer und Lenker. Waren so warm und so wachsam. Waren Heim und Herz. Waren so geistvoll und so gegenwärtig. Sie waren doch all das. Und so viel mehr.
Was bleibt von allem?
Die Sonnenblumen auf dem Feld haben ihre Blüten verloren, von den Kernen sind nur die Hülsen übriggeblieben. Grosse schwarze Vögel fliegen heran, beobachten, harren der Dinge. Sie schweigen, die Vögel. Es gibt keinen Grund für Geschrei. Wenn der Wind weht, neigen sich die Halme der Sonnenblumen. Die Vögel drehen die Köpfe und warten.
Wann beginnt das Ende?
Man hat sich mit der Zeit zwar immer weniger über sie definiert, aber wohl nie richtig damit aufgehört. Vielleicht ist es ein Trost, dass diese Verbindung bleibt, auch wenn die letzten Fäden gerissen sind. Das Ausfransen lässt sich aber dennoch nicht verhindern, die Fasern vereinzeln sich immer mehr.
Wie geht man damit um?
Einst befürchteten einige, dass die Welt im Dezember 2012 untergehen würde. Sie tat es nicht. Danach durfte man vielleicht etwas lauter über jene lachen, die an die Apokalypse geglaubt hatten. Doch sie hatten sich nur im Datum geirrt. Die Welt wird untergehen. Jede noch so kleine Welt wird untergehen.
Woran erkennt man das Welken?
Ihr Dasein und ihre Lebenszeit werden immer mehr zu dem, was war, und immer weniger zu dem, was sein wird. Die Zukunft bringt nur noch mehr Vergangenheit, und jeder Blick nach vorne prallt auf eine unsichtbare Wand, die immer gewisser und allgegenwärtiger wird. Der Aufprall rückt näher.
Wie klingt das letzte Verstummen?
Der Wind, der an den Haaren zerrt und an den brüchigen Holzläden rüttelt, ist der gleiche Wind wie vor fünfzig Jahren. Zugleich ist er nicht einmal derselbe Wind wie gestern. So vieles bleibt gleich, bleibt bewahrt. So vieles verändert sich, geht verloren. Und das meiste davon bleibt auf der Strecke.
Wohin weht die verlorene Zeit?
Selbst wenn man über alles reden kann, ist wahrscheinlich nie alles gesagt. Und mit der Zeit wird der Gesprächsstoff immer löchriger und dünner, die Unterhaltungen verlaufend zunehmend in reduzierten Mustern, die sich stetig wiederholen und dabei ausbleichen. Das Schweigen wird lauter mit jedem Tag.
Wo findet man die fehlenden Worte?
