Denksagung.

Er denkt: Was denkst du?

Er sagt: Was denkst du?

Sie denkt: Du willst wirklich wissen, was ich denke?

Sie sagt: Nichts.

Er denkt: Wenn du sagst, du denkest nichts, denkst du in der Regel nichts Gutes.

Er sagt: Das glaube ich nicht.

Sie denkt: Eigentlich solltest du wissen, was ich denke.

Sie sagt: Kannst du’s dir nicht vorstellen?

Er denkt: Es geht wieder los.

Er sagt: Ja, vielleicht. Ist es wegen gestern?

Sie denkt: Frag nicht so dumm.

Sie sagt: Warum, was war denn gestern?

Er denkt: Warum kannst du nicht einfach sagen, wo das Problem liegt?

Er sagt: Du weißt schon, was gestern war. Unser Gespräch am Abend.

Sie denkt: Immerhin, du hast es nicht vergessen.

Sie sagt: Ja, ich weiss.

Er denkt: Sonst redest du doch auch so viel.

Er sagt: Habe ich etwas gesagt, was dich verletzt hat?

Sie denkt: Ist diese Frage ernst gemeint?

Sie sagt: Weißt du das wirklich nicht?

Er denkt: Warum musst du immer diesen Ton anschlagen, wenn wir diskutieren?

Er sagt: Doch, ich weiss es. Und ich habe bereits gesagt, dass es mir leid tut.

Sie denkt: Deine Entschuldigungen können mir gestohlen bleiben.

Sie sagt: Manchmal reicht es nicht, sich nur zu entschuldigen. Damit wird nicht alles automatisch wieder gut.

Er denkt: Was soll ich denn sonst sagen?

Er sagt: Das habe ich auch gar nicht erwartet.

Sie denkt: Doch, das hast du.

Sie sagt: Was hast du denn erwartet? Dass es mir egal sein könnte?

Er denkt: Immer diese Fragen, dieses Beleidigte.

Er sagt: Nein. Ich wollte nur sagen, dass ich es nicht so gemeint habe, wie ich es gesagt habe.

Sie denkt: Aber du hast es gesagt. Und auch so gemeint.

Sie sagt: Wie hast du es denn gemeint?

Er denkt: Ich hätte nicht fragen sollen. Können wir nicht aufhören, darüber zu reden?

Er sagt: Ich weiss es auch nicht. Ich habe nur gesagt, was mich beschäftigt.

Sie denkt: Soll das wieder eine Entschuldigung sein?

Sie sagt: Du hast gesagt, ich sei eine Schlampe.

Er denkt: Du bist eine Schlampe.

Er sagt: Ja, ich weiss. Tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.

Sie denkt: Bist du dumm?

Sie sagt: Wie kann man denn das Wort Schlampe sagen und etwas anderes meinen?

Er denkt: Ich würde gerne eine Zigarette rauchen.

Er sagt: Ich weiss es nicht. Ich war halt wütend. Es ist mir so rausgerutscht.

Sie denkt: Ich war auch wütend. Ich bin es noch immer.

Sie sagt: Ich bin keine Schlampe.

Er denkt: Doch.

Er sagt: Ich weiss.

Sie denkt: Du weißt gar nichts.

Sie sagt: Warum hast du es denn gesagt?

Er denkt: Weil du mich betrogen hast, du Schlampe.

Er sagt: Ich weiss es nicht.

Sie denkt: Wenn du wüsstest, wie viel du nicht weißt.

Sie sagt: Na, ich weiss es auch nicht.

Er denkt: Verdammt, du treibst es mit einem anderen und regst dich dann darüber auf, dass ich dich Schlampe nenne?

Er sagt: Hast du mich betrogen?

Sie denkt: Ja, und es war toll.

Sie sagt: Willst du wieder sagen, ich sei eine Schlampe?

Er denkt: Ja, weil du eine bist.

Er sagt: Ich habe nur eine Frage gestellt.

Sie denkt: Sei doch einfach ruhig.

Sie sagt: Du hast dir deine Meinung doch schon gemacht.

Er denkt: Ja, das hab ich.

Er sagt: Ich will aber deine Meinung hören.

Sie denkt: Wie konnte ich mich in dich verlieben?

Sie sagt: Meine Meinung interessiert dich doch gar nicht.

Er denkt: Na und? Meine Meinung interessiert dich ja auch nicht.

Er sagt: Doch, sonst würde ich ja nicht fragen.

Sie denkt: Elf Monate.

Sie sagt: Was soll ich denn sagen?

Er denkt: Sag doch, was du willst.

Er sagt: Die Wahrheit.

Sie denkt: Du kannst die Wahrheit doch gar nicht ertragen.

Sie sagt: Das habe ich schon gestern getan.

Er denkt: Warum sagst du nicht einfach, dass es stimmt?

Er sagt: Dann ist ja gut.

Sie denkt: Was soll daran gut sein?

Sie sagt: Gut.

Er denkt: Elf Monate.

Er sagt: Also war da nichts zwischen dir und ihm?

Sie denkt: Ich wäre gern bei ihm.

Sie sagt: Nein. Da war nichts.

Er denkt: Warum sagst du nicht einfach die Wahrheit, dann könnten wir’s endlich hinter uns bringen.

Er sagt: Na gut, wenn du es sagst.

Sie denkt: Dieses Unterwürfige kotzt mich an.

Sie sagt: Also können wir aufhören, darüber zu reden?

Er denkt: Es bringt ja sowieso nichts.

Er sagt: Ist gut.

Sie denkt: Wann habe ich eigentlich angefangen, dich zu hassen?

Sie sagt: Gut.

Er denkt: Wann habe ich eigentlich aufgehört, dich zu lieben?

Er sagt: Liebst du mich noch?

Sie denkt: Warum wusste ich, dass diese Frage noch kommen würde?

Sie sagt: Warum fragst du das?

Er denkt: Weil ich den Blick in deinen Augen sehen möchte, wenn du lügst.

Er sagt: Ich will es halt wissen.

Sie denkt: Nein, ich liebe dich nicht. Habe ich wohl auch nie getan.

Sie sagt: Legst du wirklich Wert darauf, von einer Schlampe geliebt zu werden?

Er denkt: Nein, ich lege Wert darauf, von einer Schlampe nicht geliebt zu werden.

Er sagt: Lassen wir das, es bringt nichts.

Sie denkt: Ja, lassen wir es. Alles.

Sie sagt: Ja, lassen wir das, es bringt wirklich nichts.

Er denkt: Nichts?

Er sagt nichts.

Sie denkt: Nichts?

Sie sagt nichts.