Die Wolken breiten sich aus, dunkel und mächtig, erfüllt mit brodelndem Zorn. Wie hungrige Kreaturen verschlingen sie den Himmel, verschlingen das Licht. Es war ein erstaunlich ruhiger Tag, angenehm warm und beinahe windstill, da war nur ein laues Lüftchen, das Wolkenfetzen über den blauen Himmel schob. Eine dumpfe Stille hing im Geäst der Bäume und über den Wiesen. Irgendwann kam das Dröhnen. Zuerst war es ganz leise, kaum wahrnehmbar. Jetzt scheint es alles einzunehmen.
Er hat keine Angst vor der Apokalypse, keine Angst vor dem Ende der Welt, vielleicht nicht einmal Angst vor dem Tod. Doch er hat Angst davor, dass er nach dem Sturm weiterleben muss, weitermachen, weiteratmen, während das, was ihn zuvor mit Leben füllte, in unwirklich anmutenden Trümmern liegt. Wie oft hat er diesen Satz gehört oder gelesen, du wirst es überleben, und was wohl lediglich ein billiger Trost sein sollte, wirkt auf ihn stets wie eine Drohung.
Während die Windstöße an den Fensterläden zerren, während Baumstämme und Laternenmasten sich bedrohlich neigen, ist es kaum vorstellbar, dass es aufhört, dass die Welt wieder zur Ruhe kommt, vielleicht schon bald, ganz sicher irgendwann. Eigentlich ist es eine Tatsache, doch man bedenkt sie nicht. Das Dröhnen ist zu laut.
Manchmal träumt er davon. Träumt von Kindern, die in die Tiefe stürzen, träumt in Zeitlupe von den Insassen eines unaufhaltsam schleuderndem Wagen, träumt von Haut, die allmählich kalt und weiß wird. Meistens erwacht er dann, und in den ersten Momenten trägt sein Leben noch die Konturen des Traumes. In diesen ersten Momenten hat er den Sturm, das Ende der Welt überlebt. Seine Angst, der Knoten im Herzen und der Klumpen im Hals sind selten größer als in diesen Momenten.
Er steht auf, schüttet sich kaltes Wasser ins Gesicht und stellt sich ans Fenster. Draußen regnet es noch, doch das Unwetter ist vorüber, ist ausgestanden. Zumindest vorerst.
Ich LIEBE Wind!
Ich LIEBE Stürme!
Ich kann gar nicht genug davon bekommen!
Feine Zeilen, lieber Schreibfreund,
liebe Abendgrüße
vom Finbar
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Vielen Dank dir, lieber Finbar, und herzliche Abendgrüsse zurück!
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manche Stürme sind schwer zu überstehen. Sie beuteln uns sehr und schütteln einen Teil unseres ohnehin kleinen Lebens aus uns heraus.
Anschließend, wenn alles vorbei ist u. wir feststellen, wir leben noch, dann ist da wirklich noch der Knoten im Herzen, noch ein wenig größer als vorher schon und auch der Klumpen im Hals hindert uns, frei schlucken zu können.
Es ist nicht einfach, nach Sturmgebraus und Böengewalt wieder in den Menschenalltag einzusteigen und jedesmal wird es schwieriger…
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Bleiben die Stürme denn unverändert heftig? Werden sie stärker oder schwächer? Wird man selbst stärker oder schwächer mit der Zeit? Hmmm… Vielen lieben Dank dir für dein Lesen und deine anregenden Gedanken, liebe Bruni…
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manche Stürme bleiben heftig, aber wir werden meist nicht widerstandsfähiger, lernen aber vielleicht mit der Zeit besser, unsere eigenen Kräfte besser einzuteilen, wenigstens manchmal.
Das wäre toll, wenn wir aus jedem Sturm gestählter hervorgehen würden, aber vielleicht würden wir nur härter uns selbst und den anderen gegenüber und das ist ja auch nicht das, was wirklich gut wäre.
Der Typ, der in jedem Sturm fröhlich und fidel bleibt, so wie Finrbar *lächel*, der bin ich leider nicht. Mich bläst es schon mal weg und ich muß mich wieder aufsammeln. Aber ich schaffe es 🙂
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Da bin ich froh, dass dir das Aufsammeln gelingt, liebe Bruni… Und ja, wir lernen vielleicht, die Sturmgefahren besser einzuschätzen, doch umwerfen kann er uns doch noch… Vielen lieben Dank für dein Lesen und für deine Gedanken…
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Wir leben schon zu lange hinter Mauern, um in Stürmen unbeschadet überleben zu können, oder doch mit solchem Schaden, um daran wachsen zu können, denn wie nach der Sonne richtet sich Natur doch immer auch nach dem Wind und es bricht, was zu schwach oder zu wenig schmiegsam ist.
früher konnte ich noch durch ein fenster den Sturm beobachten und ich war fasziniert. Heute leb ich in einem Hinterhof und seh keinen Sturm mehr. Ich müsste schon davon überrascht werden, irgendwo draußen.
Freundlichst zugetan
Ihr Herr Hund
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Stürme, die meteorologischen, sie sind beeindruckend (solange sie nicht gefährlich und zerstörerisch sind), und es tut mitunter wohl sogar gut, ihre Macht zu spüren… (Am Schaden wachsen ist ein schöner Ausdruck, finde ich.) Herzlichsten Dank, geschätzter Herr Hund!
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Und dann sind da die, die nur im Sturm leben wollen, die nur dann meinen zu leben, das sind da die, die das “ Du wirst es überleben“ als wahren Alp empfinden, denn dann wird der Sturm vorbei sein und wozu lohnt es sich dann zu leben?
Danke für deine Worte. Wie so oft, belebend, alert und wach.
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Ein ständiges Leben im Sturm, es muss doch ungemein kräftezehrend sein, und gut für die Frisur ist’s auch nicht… Vielen lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Gedanken…
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Es ist so und es fühlt sich so, genauso, wie Du es beschreibst.
Der Sturm, innen und außen, darin der Mensch, ein Sandkorn.
Neidisch auf die Felsen sein…😊
Lieben Morgengrüße
von der sturmgebeutelten
Karfunkelfee 😎
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Das Neidischsein auf die Felsen, ja, wunderbar beschrieben, man möchte gern so stark sein und allen Winden trotzen, aber eben, man möchte gern…
Lieben Dank dir fürs Lesen und für deine Gedanken, und herzliche Grüsse zurück…
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